Im Zuge einer Recherche stießen wir im Frühling 2016 auf einen Lämmerschlachthof. Dort fanden wir zum einem bereits getötete Schafe vor, zum anderen weitere wartende Tiere, die als nächstes geschlachtet werden sollten. Große Augen voller Panik und Ungewissheit blickten uns entgegen. Den Schafen war anzusehen, dass sie aufgrund der Gerüche und Geräusche genau wussten, was ihnen bevorstehen würde. Unter ihnen befand sich Schaf Ilse mit ihrem Sohn Bruno. Dieser sollte, wie viele tausende andere Lämmer jedes Jahr, zu Ostern geschlachtet werden. Der erst wenige Monate alte Bruno kauerte sich hinter das Bein seiner Mama, als wollte er sich verstecken.
Glücklicherweise gelang es uns die beiden vor ihrem sicheren Tod zu retten und einen Platz auf einem schönen Lebenshof zu schenken. Bruno konnte dort in Sicherheit und Liebe, an der Seite seiner Mutter, aufwachsen. Bruno hat sich über die Jahre toll entwickelt und noch heute ist er nur sehr selten ohne Ilse anzutreffen. Auch Ilse blühte auf und lernte Vertrauen zu Menschen zu fassen. Beide lieben es ihre Tage auf den großen Weideflächen zu verbringen und genießen die Sicherheit der kleinen Herde, die aus weiteren geretteten Schafen besteht.
Schafe sind sehr sensible und neugierige Tiere, die von Natur aus in festen Herdenverbänden leben. Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist bei Schafen bereits kurz nach der Geburt sehr intensiv und dauert meist ein Leben lang an.
Schafe in der Intensivhaltung
Trauriger weise werden Lämmer deutlich früher von ihren Müttern getrennt, um für die Fleischproduktion gemästet zu werden, als von der Natur vorgesehen. Sogenannte „Milchlämmer“ werden nach etwa zwei bis drei Monaten getötet. „Fleischlämmer“ hingegen werden nach spätestens 6-12 Monaten zum Schlachthaus transportiert. Auch die Mütter werden früher oder später getötet, wenn sie nicht mehr schwanger oder zu krank und somit „unwirtschaftlich“ werden.
In der konventionellen Haltung leiden die Tiere in den Sommermonaten oftmals unter großem Durst, weil ihnen auf den Weiden zu wenige Trinkmöglichkeiten geboten werden. Die Stallhaltung im Winter ist häufig sehr beengt und entspricht meist nicht der gemütlichen Stallidylle, die man sich vielleicht vorstellen mag. Oftmals haben die Tiere durch mangelnde Pflege schmerzhafte Klauenentzündungen, die nicht ausreichend versorgt werden und den Tieren zusätzliches Leid bringt.
Jährlich werden in Deutschland allein etwa über eine Million Schafe getötet, fast alle davon sind Lämmer (stand 2019). Neben der Mast dient die Schafhaltung in Deutschland auch zur Gewinnung von Wolle. Und auch hierbei wird mit den sensiblen Tieren nicht gerade sanft umgegangen. Schafe, die den Kontakt zu Menschen nicht von klein auf gewöhnt sind, haben einen ausgeprägten Fluchtinstinkt. Damit sie für die Schur jedoch stillhalten, werden sie oftmals brutal zu Boden gedrückt. Auch Schnittwunden und Verletzungen durch die Schur sind leider nicht ungewöhnlich.
Die Rettung von Bruno und seiner Mama Ilse steht für uns symbolisch für all die anderen Schafe, die weiterhin in Deutschland für die Lebensmittel- und Kleidungsindustrie leiden und sterben müssen.
Als Pat*innen könnt auch Ihr Bruno und Ilse in ihrem schönen Zuhause auf dem Lebenshof besuchen. Schreibt uns gerne eine Nachricht an tierpatenschaft@tierschutzbuero.de, wenn ihr beim nächsten Mal dabei sein möchtet. ?
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