Schafdame Ilse und ihr Sohn Bruno leben seit ihrer Rettung vor 4 Jahren unter unserem Schutz auf einem wunderschönen Lebenshof. Um den beide das beste und artgerechte Leben ermöglichen zu können, gehören neben der täglichen Versorgung, viel Liebe, einem gemütlichen Stall an kalten Tagen und weiten, grünbewachsenen Wiesen im Sommer, auch eine regelmäßige Pflege der Klauen und des Fells bzw. ihrer Wollkleider. Jedes Jahr zwischen Mai und Juni steht für Bruno, Ilse und dem Rest der Herde ein Termin mit dem Schafsscherer an, der ihnen einen angemessenen Sommerlook verpasst.

Vielleicht fragt ihr Euch nun, warum Schafe überhaupt geschoren werden müssen?! Einem wilden, nicht domestizierten Schaf, wächst maximal so viel Wolle, wie es für den Schutz vor Kälte und Nässe benötigt. Die meisten Schafe, die wir in Deutschland kennen, gehören jedoch domestizierten Rassen an, die als sogenannte „Nutztiere“ für ihr Fleisch und der Wolle von Menschen ausgebeutet werden. Diese „Hausschafrassen“ müssen geschoren werden, weil sie auf die Produktion enormer Wollmassen hin gezüchtet wurden. Würden wir unsere Schafe nicht scheren lassen, würden ihre Wolle so lange wachsen, bis sie irgendwann unter dem Gewicht ihrer eigenen Wolle erdrückt würden.
Bruno im Frühling, noch mit dichter Wolle. Ilses Wollpracht vor der Schur.
Die Schafschur selbst kann für die sensiblen Tiere jedoch enorm belastend sein, wenn sie den Kontakt zu Menschen nicht gewöhnt sind. Zudem arbeiten viele Schafsscherer unter hohem Zeitdruck und mit wenig Feingefühl, wodurch ein grober Umgang mit den Schafen nicht selten ist.
Um Bruno, Ilse und den anderen Schafen die Schur so angenehm und sanft wie möglich zu gestalten, sind wir kritisch bei der Auswahl des Scherers. Es ist uns wichtig, dass sie möglichst wenig Stress dabei empfinden und insbesondere keine Verletzungen davon tragen. Mit einem sensiblen Umgang, Ruhe und Geduld, ist ein gutes Gelingen möglich. Auch wenn Ilse und Bruno nicht unbedingt glücklich über das Einfangen und Stillhalten sind, freuen sie sich danach über ein köstliches Leckerchen und strafen uns meist nur kurz mit ein wenig Ignoranz. 🙂
Endlich frisch für den Sommer… … Bruno & Ilse nach der Schur.
Das Problem mit der Wolle
Wolle gilt als natürliches, hochwertiges Produkt, das vielseitig für Kleidung, Kosmetik, Haushaltswaren oder sogar beim Hausbau (zur Isolation) genutzt wird. Die Tierqual, die dahinter steckt und der Aspekt des Tierschutzes, werden jedoch leider meist nicht gesehen.
Die in Deutschland verkaufte Schafwolle wird größtenteils aus Australien oder Neuseeland importiert. Wolle, die in Deutschland hergestellt wurde, ist qualitativ meist minderwertiger und ihr Verkauf ist daher nicht rentabel. Deutsche Schafswolle ist häufig ein Nebenprodukt der Schafzucht zur Fleischgewinnung und wird so in den meisten Fällen nach der Schur entsorgt.
Die beiden glücklich auf der Weide. Mit oder ohne Wollkleid, Ilse & Bruno sind wunderschön!
Warum leiden die Tiere für Wolle?
Das Tierleid für die Wollproduktion beginnt in der Regel schon kurz nach der Geburt der Lämmer. Um die Wolle vor Kot und Schmutz zu schützen, werden den Jungtieren die Schwänze gekürzt (auch „kupiert“ genannt), was bedeutet, dass man ihnen einen sehr engen Gummiring an den Schwanz anlegt, der ihn absterben lässt und dann so nach einiger Zeit abfällt (bis nach zum achten Tag nach der Geburt ohne Betäubung legal). Der Schmerz, den die Tiere hierbei empfinden unterliegt dem Nutzen und wird so einfach hingenommen.
Das Größte Leid entsteht jedoch bei der Schur selbst, die in der Regel unter großem Zeitdruck durchgeführt wird. Oft wird für die Schur nicht nach Stunden, sondern nach der Menge der Wolle bezahlt. Beim hastigen Scheren, in möglichst kurzer Zeit, entstehen sehr oft Verletzungen, die zum Teil nicht oder unzureichend versorgt werden.
Warum ist Wolle nicht unbedingt natürlich und nachhaltig?
Abgesehen davon, dass Schafe unter den Haltungs- und Schurbedingungen leiden müssen, ist die Herstellung von Wolle sogar klimaschädlich.
Große Schafherden produzieren während dem Wiederkauen große Mengen Methangas, welches 25 Mal klimaschädlicher ist als CO2. Außerdem werden bei der Wollproduktion häufig umweltschädliche Pestizide verwendet, um vermeintliche Schädlinge sowohl von den Schafen als auch von den Weideflächen fernzuhalten. Auch die geschorene Wolle selbst, wird vor der Verarbeitung mit chemischen Substanzen behandelt, die weder natürlich noch umweltschonend sein können.
Wer also an der Minimierung bzw. Vermeidung von tierlichem Leid und an klimafreundlichen Materialien interessiert ist, solle vor allem auf Fasern aus biologischem Anbau, wie z.B. Hanf oder Leinen zurückgreifen.
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